Vereinschronik
Der Sport-Club Kemmern ist mit ca. 950 Mitgliedern, davon ein Viertel Kinder & Jugendliche, der mit Abstand größte Verein in Kemmern. Vom reinen Fußballclub entwickelte er sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem Zusammenschluss von Sportlern mit sehr unterschiedlichen Sportarten in seinen Abteilungen. Doch bis es soweit war, hatten die Gründer mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen.
Entstehung & Gründung
Der Überlieferung nach ging im Jahr 1929 von den Mitgliedern des Mandolinen- und Gitarrenclubs Kemmern, die zusätzlich dem Fußballsport zugetan waren, der Wunsch aus, dem Club eine Fußballabteilung anzuschließen. Da es aber innerhalb des genannten Vereins deswegen zu starken Differenzen kam, entschlossen sich die Fußballer unter den „Klimperern“, sich auf eigene Füße zu stellen und einen selbständigen Verein zu gründen. Man schloss sich der Deutschen Jugendkraft (DJK) anzuschließen. Dies erfolgte am 15. März 1930. Was noch fehlte war eine Platzanlage. Nach langen Verhandlungen mit dem Gemeinderat gelang es dann endlich, den jenseits des Mains gelegenen „Anger“ gegen eine jährliche Entschädigung zu pachten. Damit hatte man einen eigenen Spielplatz und nach Anbringung von „zwei massiven Torkästen“ einen auch nach außen hin erkennbaren Fussballplatz.
Zur Gründungsversammlung am 5. April 1930 waren lt. Chronik im Gasthaus Dorsch (beim „Peter“) 14 „Herren“ erschienen. Sie wählten einstimmig Georg Spörlein zum Vorstand und Kassier. Das Amt des Schriftführers wurde Otto Dorsch übertragen. Der Eintritt für die Zuschauer am Sportplatz wurde auf 20 Pfennige, für Mitglieder auf 10 Pfennige festgesetzt. Der Verein erhielt den Namen:
Deutsche Jugendkraft Edelweiß Kemmern
Die Gründungsmitglieder waren: Georg Spörlein, Otto Dorsch, Michael Gick, Markus Endres, Valentin Aumüller, Johann Dorsch Kaspar Spörlein, August Eichhorn, Gottfried Keller, Adam Amtmann, Georg Nüßlein, Andreas Dorsch, Wendelin Eichhorn, Johann Höfler, Kilian Dorsch, Michael Nüßlein. Zusätzlich als älteste Mitglieder: Andreas Aumüller, Gottfried Aumüller, Andreas Eichhorn.
Im Herbst 1933 wurde, nachdem von der politischen Polizei die DJK wiederholt Spielverbot erhielt, die Auflösung des Vereins beschlossen. Die Gründung eines neuen Vereins war notwendig geworden. Man einigte sich auf den Namen:
Sportclub Kemmern
Im Dezember 1934 ermöglichte der Beitritt von 15 Jugendlichen die Angliederung einer Jugendmannschaft. Schon wenige Jahre später sollte sich diese Einrichtung als sehr nützlich erweisen, da durch die Einberufung der älteren Spieler zur Wehrmacht immer größere Lücken auszufüllen waren. Die Kriegsgefahr nahm fortan immer bedrohlichere Ausmaße an. Nach Kriegsbeginn 1939 konnte auch der Zusammenschluss des SC Kemmern mit seinem Patenverein SV Hallstadt den völligen Niedergang des örtlichen Sportlebens nicht aufhalten. Doch schon kurz nach Beendigung der letzten Kampfhandlungen, so die Chronik, wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen. Finanziell musste man auch schon damals alle Register ziehen, um den Spielbetrieb gewährleisten zu können.
Das Ruder des Vereinsschiffes übernahm 1952 Richard Hofmann, der dann bis 1983 die Geschicke des SC Kemmern leitete und bis heute der einzige Ehrenvorstand ist. Auch die Gründung eines zweiten örtlichen Fußballvereins schon Ende 1950 konnte den gut fundierten SC nicht erschüttern. Schon wenige Jahre später setzte sich auf der Gegenseite die Einsicht durch, dass in einer Gemeinde von der Größenordnung Kemmerns fußballerisch auf Dauer eben nur ein Verein überlebensfähig sein kann.
Die Heimat am Sportgelände
Zu diesem Zeitpunkt, es war im Jahr 1949, tat auch, nach heutigem Standard, ein sehr bescheidenes Umkleidehäuschen seinen Dienst. Eine spätere Erweiterung um einen Duschraum und eine Schiedsrichterkabine war die Folge wachsender Ansprüche:
Die Mainwaschungen und die Wannenbäder bei der Vereinswirtin (Gasthaus Dorsch) nach den Spielen, gehörten nun der Vergangenheit an, wenn die unterhaltsame Seite dieser Verhältnisse auch nicht verschwiegen werden soll. Gespielt wurde auf einem zur damaligen Zeit gutem Platz. Heute würde man sagen auf einem „Acker“. Doch dieses Geläuf hatte auch Vorteile. Dies insbesondere, wenn es gegen technisch gute Gegner ging, die auf dem unebenen Platz so ihre Schwierigkeiten hatten. Heimvorteil eben. Ein imposantes Werk für die 70`er Jahre war der Bau des Sportheimes, die Großtat des SCK schlechthin. Ein Projekt in der Größenordnung von immerhin 250.000 DM. Hier stand die Eigenleistung im Vordergrund. Eine Baustein- und Spendenaktion, woran sich die gesamte Bürgerschaft beteiligte, eine spontane 100,-- DM-Aktion der Mitglieder, sowie die Gewährung von Zuschüssen sicherten die finanzielle Seite des Projektes ab. Stellvertretend für alle Helfer seien hier der damalige 2. Vorsitzende Johann Bauer, der eigentlich als Bauherr fungierte und der 1. Bürgermeister Alois Förtsch genannt. Letzterem gelang es, mit Unterstützung des Gemeinderats, in langwierigen schwierigen Verhandlungen die Bereitstellung des denkbar günstigen Anschlussgeländes am bisherigen Sportplatz. Alois Förtsch und dem Gemeinderat verdankt der SCK es auch, dass die Fußballer auf drei Plätzen Sport treiben können. Ein Luxus, auf den nur wenige Vereine in der Region verweisen können und der SC Kemmern noch heute von vielen Clubs darum beneidet wird. Mit dem Einzug ins neue Sportlerheim war dann auch der Abschied von den bisherigen Herbergsleuten Eichhorn verbunden. Eine Zeit die niemand missen wollte.
In die Jahre gekommen, waren ab Anfang des 21. Jahrhunderts umfangreiche Sanierungsarbeiten im Sportheim durchzuführen. Nach und nach werden die „Baustellen“ im Inneren auf den neuesten Stand gebracht. Dies durch zahlreiche Helfer, die dem Verein damit viel Geld sparen. Stellvertretend für diese Macher, sei hier Geo Vogel genannt, der, auch durch seine Verbindungen für einen organisierten, reibungslosen und erfolgreichen Ablauf sorgt.
Vom Fußball-Club zum Breitensportverein
Im Laufe der Jahrzehnte erwarben sich die Fußballer durch kameradschaftliches und sportlich erfolgreiches Auftreten einen hervorragenden Ruf, weit über die Grenzen des Landkreises hinaus. Die starke Tradition in Kemmern wurde bewahrt und von jeder Generation fortgesetzt. Die beiden Grundsätze: Kein Geld an Spieler und so viele Kemmerner Akteure wie möglich in die Mannschaften zu integrieren, wurden wie seit der Vereinsgründung, konsequent weiterverfolgt. Selbst Abstiege in die unteren Klassen, ließen die Verantwortlichen nicht von ihrem Kurs abbringen. Vergleiche mit anderen Vereinen belegen, dass dieser Weg der einzig Richtige war und immer noch ist. So spielte die 1. Mannschaft insgesamt 33 Jahre in der Bezirksliga und ist, auch nach dem Abstieg 2010/11 noch immer der Dino dieser Liga, also der Verein, der am längsten in dieser Liga spielte. Doch auch abseits des grünen Rasens sind die Fußballer aktiv. Sie richten seit sehr langer Zeit das Gaßbockreiten beim Kerwaumzug aus, das seinen spektakulären Abschluss beim Sportheim findet.
Die über Jahrzehnte hervorragende Jugendarbeit trug ihre Früchte. Sportlich ging es zwar auch mal nach unten, doch die Kemmerner Jungs blieben wie eh und je zusammen, ließen sich nicht vom Euro bzw. von der Mark locken. Die Fans honorieren dies mit ihren Spielbesuchen. Insbesondere in den letzten Jahren aber kann der Junioren-Bereich weitgehend nur noch mit Spielgemeinschaften aufrecht erhalten bleiben. Dies trotz unermüdlichem Einsatz der Verantwortlichen. Der Fußball hat bei den Jugendlichen an Reiz verloren. Andere Freizeitgestaltungen sind gefragt.
Stellvertretend sei hier für die vielen ehrenamtlichen Trainer/Betreuer unser Hans Reichert genannt. Er fungierte erst als Jugendtrainer, später als Trainer der 2. Mannschaft und war immer mit Herzblut dabei, junge Spieler an die 1. Mannschaft heranzuführen. Dies fast zwei Jahrzehnte. Ob seiner Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Der SC Kemmern war aber auch schon immer eine gute Adresse für höher klassige Vereine. Stellvertretend seien hier aus früheren Jahren Helmut Friedmann und Hubert Aumüller, aber auch die Zwillingsbrüder Anton und Siegbert Schmitt genannt, die es alle zum damals sehr starken FC Bamberg zog, der in der dritthöchsten Liga spielte. Stolz ist die Kemmerner Fußball-Gemeinde auch auf Nicolas und Lukas Görtler, die beide schon mit Profi-Verträgen ausgestattet waren bzw. sind. Nicolas kehrte im Winter zu seinen sportlichen Wurzeln zurück und verstärkt nun unsere Kreisliga-Mannschaft.
Highlights waren zwei Spiele gegen Profi-Clubs. Anlässlich der Einweihung des Sportplatzes und Sportheimes 1976 kam der VfL Bochum nach Kemmern. Das Spiel endete 14:2 für die Gäste. Zum 75-jährigen Jubiläum des SCK im Jahr 2005 verpflichtete der SC Kemmern den 1.FC Nürnberg. Vor mehreren tausend Zuschauern gewann der Club mit 13:1 Toren standesgemäß. Erlebnisse, die keiner der Kemmerner Akteure vergessen wird.